«Wir würden auch noch mehr Teilzeitfachkräfte einstellen»

Roland Bucher hat aktiv Teilzeitfachkräfte gesucht und bisher gute Erfahrungen damit gemacht. Der Unternehmer aus dem Aargau über die Herausforderung Personalakquisition und den Handlungsbedarf bei der Beruflichen Vorsorge.

Veröffentlicht am: 19. März 2021

Wo und wie teilzeitinteressierte Fachkräfte suchen? Das ist die Frage, die sich Roland Bucher schon seit Beginn der Pilotprojekte stellt. «Die Herausforderung ist die Akquisition von Teilzeitfachkräften», sagt der Inhaber und Geschäftsleiter der Bühler Maler & Gipser AG. «Auf welchen Plattformen, und wo ist es am besten?» Bucher geht es in erster Linie darum, Fachkräfte im Beruf zu behalten. Zudem ist er überzeugt, dass ein Unternehmen mit einem gewissen Bestand an Teilzeitbeschäftigten flexibler ist. Ihm schwebt eine Zielgrösse von 20-25 Prozent Teilzeitbeschäftigten vor. Zu Beginn der Teilzeitförderprojekte arbeitete von der rund 30-köpfigen Belegschaft ein Maler Teilzeit.

Der Unternehmer machte sich deshalb aktiv daran, Teilzeitfachkräfte zu suchen. Und hatte Erfolg damit: Inzwischen sind eine Malerin und ein Maler mit je 60% zum Unternehmen gestossen. Die Malerin fand er über Mund-zu-Mund-Werbung durch Mitarbeitende, den Maler über ein Teilzeitstelleninserat auf der Firmenwebseite. Das mit dem Inserat habe gut funktioniert, sagt Roland Bucher. Man müsse einfach die Stellenmeldepflicht beachten und die Stelle zuerst dem Regionalen Arbeitsvermittlungszentrum (RAV) melden.

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«Mit einem Teilzeitstelleninserat auf der Webseite kann man Fachkräfte finden. Man muss einfach die Stellenmeldepflicht beachten und zuerst die Stelle dem Regionalen Arbeitsvermittlungszentrum melden.»

Roland Bucher, Unternehmer

Trotzdem ist für den 61-jährigen die Frage der Akquisition von Teilzeitfachkräften noch nicht erledigt. «In der Breite des Marktes ist es noch nicht richtig angekommen», sagt der Unternehmer, der ursprünglich in der Immobilienbranche angefangen hat und das Maler-Gipser-Unternehmen seit 2012 führt. «Wir sollten so viel wie möglich machen im Teilzeitbereich. Das tut uns als Branche gut und wir können so diverse und gute Fachkräfte behalten.»

Die zwei neuen Fachkräfte arbeiten Teilzeit, um nebst der Erwerbsarbeit auch Zeit für die Kinderbetreuung zu haben. Roland Bucher ist sehr zufrieden mit den Teilzeitmitarbeitenden, sie seien sehr motiviert und leistungsfähig. «Wir würden auch gerne weitere Teilzeitmitarbeitende einstellen», sagt der Unternehmer und fügt hinzu: «Auch auf Ebene Vorarbeiter oder Malermeisterin.» Bucher selbst arbeitet übrigens auch «sozusagen Teilzeit». «Der Donnerstagnachmittag ist gestrichen in meiner Agenda. Der ist für meine kleine Tochter reserviert», sagt der dreifache Vater.

«Wir sollten so viel wie möglich machen im Teilzeitbereich. Das tut uns als Branche gut und wir können so diverse und gute Fachkräfte behalten.»
— Roland Bucher, Unternehmer

Nachteile aus Unternehmenssicht sieht er keine. «Es gibt ein bisschen mehr organisatorischen Aufwand, wenn eine Baustelle übergeben wird. Man muss einfach schauen, dass die Kommunikation dort stimmt.» Aber das sei kein Nachteil. Arbeitsübergaben gäbe es öfters. «Man kann die Kundschaft ja nicht warten lassen, bis die Teilzeitperson wiederkommt.» Deshalb plant Bucher die zwei 60%-Stellen als 100%-Stelle im Privatkundenbereich ein. An einem Tag arbeiten sie jeweils gemeinsam und machen dann auch die Arbeitsübergabe. «Die Direktbeteiligten müssen die Arbeitsübergabe selbständig erledigen, damit das keine Belastung von Vorgesetzten oder Büro wird», sag Bucher dazu. «Das funktioniert gut.»

Negative Rückmeldungen von Seite Kundschaft hat er bisher noch nie erhalten. «Man muss das einfach offen kommunizieren», sagt der Unternehmer, der an seinem Beruf den Umgang mit «vielen verschiedenen Menschen», die Abwechslung und die «schönen Arbeiten, die wir gemacht haben», schätzt.

«Teilzeitbeschäftigte haben unter Umständen weniger oder gar keine Pensionskassen-Beiträge. Das ist nicht gut. Dieses Problem muss unbedingt geregelt werden.»
— Roland Bucher, Unternehmer

Einen Nachteil von Teilzeitarbeit sieht Roland Bucher bei der Beruflichen Vorsorge der Arbeitnehmenden. Da der Koordinationsabzug für alle gleich hoch ist, fällt der versicherte Lohn von Teilzeitbeschäftigten im Verhältnis zu ihrem Lohn viel geringer aus als jener von Vollzeitbeschäftigten. Und Arbeitnehmende mit tiefen Beschäftigungsgraden fallen ganz aus der Versicherungspflicht heraus. «Das ist nicht gut für die Mitarbeitenden», findet der Unternehmer und sieht hier Handlungsbedarf für die Sozialpartner. «Das Problem mit dem BVG muss unbedingt geregelt werden.»

 
Maler Matthias Fröhlicher (60%) fand das Teilzeitstelleninserat von Roland Bucher im Internet.

Maler Matthias Fröhlicher (60%) fand das Teilzeitstelleninserat von Roland Bucher im Internet.

 

Teilzeitförder-Unternehmen

Die Bühler Maler & Gipser AG aus Wettingen AG beteiligt sich an den Teilzeitförderprojekten.

▶ Webseite von Bühler Maler & Gipser AG