«Teilzeitarbeit geht auch in Kleinbetrieben»
Christoph Wyss führt einen kleinen Malerbetrieb. Der Unternehmer aus dem Zürcher Oberland zu Vorurteilen und Herausforderungen von Teilzeitarbeit.
Veröffentlicht am: 24. September 2021
Eines der Vorurteile zu Teilzeitarbeit im Maler- und Gipsergewerbe lautet, dass Teilzeitarbeit in Kleinbetrieben nicht möglich sei. «Bei der Kundschaft muss man ja auch flexibel sein, wenn sie einen Zusatzwunsch haben», sagt Christoph Wyss dazu. «Da kann man auch nicht sagen: geht nicht.» Dann solle man auch bei den Mitarbeitenden flexibel sein, wenn sie Teilzeit arbeiten wollen. «Teilzeit kann man gut koordinieren. Man muss einfach mehr vorausschauen und mehr mit den Kunden und den Mitarbeitenden kommunizieren», so der Inhaber des Malergeschäfts Wyss GmbH, der momentan zwei Maler, einen davon zu 80%, und einen Lernenden beschäftigt.
Die Herausforderungen von Teilzeitarbeit für Kleinbetriebe sieht Christoph Wyss vor allem im administrativ-rechtlichen Bereich. «Im Kleinbetrieb machen wir die Administration selbst», erklärt der Unternehmer. «Da ist es wichtig, dass die rechtlichen Fragen geklärt sind und Hilfsmittel dazu vorhanden sind.» Im Gesamtarbeitsvertrag und bei der Arbeitszeitkontrolle gebe es Klärungsbedarf betreffend Teilzeitarbeit. Der Malermeister, der sich 2017 selbständig machte, ist deshalb froh, dass im Rahmen des Projekts Teilzeitbau entsprechende Hilfsmittel erarbeitet und offene Fragen geklärt werden.
Als sich Christoph Wyss 2019 für die Teilzeitförderprojekte anmeldete, hatte er gerade eine Malerin mit einem 40%-Pensum eingestellt. Sie arbeitete jeweils am Donnerstag und Freitag, wodurch er sie als Springerin habe einsetzen können. Das sei ein Vorteil gewesen, sagt der Unternehmer. Inzwischen hat die Malerin die Stelle gewechselt. Christoph Wyss nimmt’s gelassen. «Man muss die Leute so nehmen, wie sie sind», sagt er. «Egal ob sie Teilzeit oder Vollzeit arbeiten.»
Teilzeitarbeit werde sich im Malergewerbe etablieren, dass ist für den 37-jährigen klar. «Es ist auch eine Generationenfrage. Wenn die Jungen das Geschäft übernehmen, wird es einen Umbruch geben.» Selbst hat er nie Teilzeit gearbeitet, aber in Zukunft würde der Vater eines fünfjährigen Kindes gerne auch reduzieren, um mehr Zeit für die Familie zu haben. Seine Frau arbeitet ebenfalls als Malerin, mit einem 40%-Pensum. «Bei der Konkurrenz», sagt Christoph Wyss und lacht. «Sie will unabhängig bleiben.»
Und seine Empfehlung? «Flexibel und offen sein für etwas Neues», antwortet der Unternehmer, der an seinem Beruf «alles» schätzt. «Geht nicht, gibt’s nicht.»
Teilzeitförder-Unternehmen
Das Malergeschäft Wyss GmbH aus Saland beteiligt sich an den Teilzeitförderprojekten.